#Saisonstartstayhome... oder: was ist Glück?

...da war die Welt noch in Ordnung (September 2019)

 

Heute hatte ich ein tolles Erlebnis. Während ich so dasitze und vor mich hin sinniere über die Welt, die geschlossenen Grenzen, das Kontaktverbot und all die Motorradreisepläne, die gerade zerplatzen wie bunte Seifenblasen, klingelt es plötzlich an der Tür. 

 

Draußen sein, das ist Glück... während der Frühling einfach weiter macht, als ob nichts wäre.

 

Ja, Mitte März haben wir sonst schon die ersten Runden gedreht. Nein, Saisonkennzeichen sind an keinem unserer Mopeds, also fiebern wir auch nicht auf irgendein Datum hin. Wir fahren einfach, wenn Schnee und Salz weg sind. Immerhin die letzte Tour war an Heiligabend, bei einer leichten Mischung aus Schneeregen und gewürzten Straßen. Es war uns egal, der Spaß war groß.

 

 

Ist schon ein Weilchen her. Und jetzt? Die Sonne scheint, die Temperaturen sind im Plus. Die Fähre von Venedig nach Griechenland ist längst gebucht, aber wird wohl unerreichbar sein. Die Gewissensfrage, ob man nun in dieser Zeit mit dem Motorrad unterwegs sein darf, erübrigt sich für mich momentan. Mich hat's erwischt. Nein, nicht das, zumindest nicht, dass es festgestellt wurde. Ich habe was ganz Langweiliges: Influenza. Zwar mit fast 40 Fieber, Kreislauf, Husten und was sonst noch alles dazu gehört, aber nicht der Rede wert. Nach Motorradfahren ist mir also grad gar nicht. Das hat auch Vorteile: es schmerzt nicht so sehr, wenn ich an die Bollerina, das Dessert oder die PiPe denke.

 

Unter Motorradfahrern wird ja immer von diesem "breitengrinsenuntermhelm" geredet. Was ist jetzt damit? Ist Spaß überhaupt noch erlaubt? Was ist mit Freude? Glücksgefühle? Das ist doch ganz wichtig für die Gesundheit. Wenn ich zum Luftschnappen vor die Tür gehe, frage ich mich das. Abstand ist geboten, ja, Kontakt ist verboten. Aber angucken, zurücklächeln und grüßen doch nicht, oder? Die meisten Spaziergänger scheinen das nicht zu wissen.

 

 

Ja, ich habe auch einige gesehen, die mit dem Motorrad unterwegs sind. Ob sie dieses vielbeschworene Grinsen unterm Helm hatten? Ich weiss es nicht. Einige sagen #stayhomeverdammtnochmal, andere wieder #ichlassmirdenspassnichtverderben. Verboten ist es jedenfalls nicht, Motorradfahren. Für mich ist es wie Yoga, es tut einfach gut. Und trotzdem ahne ich: im Moment wäre da nicht so viel Freude. Ich bin nicht sicher, ob ich so richtig abschalten könnte,  vielleicht. Vielleicht ist das noch das Grippevirus, vielleicht aber auch der Kopf, oder der Bauch.

Ein bisschen Wehmut, ja, doch. Einmal kurz den Startknopf drücken und schon brabbelt die PiPe los. Ach, das tut schon gut. Hmmm...

 

Ach stimmt, ich wollte ja von meinem schönsten Erlebnis heute erzählen.

 

 

Also: Es klingelt an der Tür. Ich erwarte aber niemanden.

 

"Ja, bitte?", frage ich durch die Sprechanlage.

 

"Ich habe Blumen für Sie", knarzt es freundlich zurück.

 

"Was?", frage ich ungläubig und denke 'vielleicht ein Aprilscherzbold'.

 

"Blumen... für Sie!", höre ich und nehme gleichzeitig wahr, dass der Mann am Hauseingang noch mit jemand anderem zu sprechen scheint. Aha, also wohl doch nicht für mich, denke ich und hänge den Hörer ein.

 

Keine 5 Sekunden später klingelt es wieder. Er steht im Treppenhaus und ist hinter den vielen Tulpen gar nicht zu sehen.

 

"Ich lege sie hier hin.", und schwupps ist er verschwunden.  Tatsächlich: an dem Strauß hängt ein Umschlag mit meinem Namen, darin eine Karte: "Liebe Grüße aus der Quarantäne, Laura." 

 

 

Mensch Laura, eine Umarmung aus der Ferne.

Wirklich elegant - 3 Fliegen mit einer Klappe.

 

 

Dreimal DANKE:

 

1. für die wunderschönen Blumen

 

2. für die tolle Idee (ja, unser Blumenladen bringt den Frühling nachhause! Deiner vielleicht auch?)

 

3. für diesen Tag voll unendlich viel Freude!

 

 

 

Ganz ehrlich: Dieses Grinsen, das ich heute hatte, ist sooo breit, dass es kaum unter den Helm passt ;-)

 

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